Infos für Eltern
An diese Grenzen könnt Ihr stoßen
Selbst wenn die Leitung Eurer Schule und ein großer Teil des Lehrerkollegiums reformwillig sind – angesichts der starren Vorgaben des Kultusministeriums können die notwendigen Veränderungen nur in begrenztem Maß realisiert werden.
Vor allem einige Grundschulen haben zwar teilweise vom lehrerzentrierten Unterricht auf schüleraktives, individuelles Lernen umgestellt und vieles aus der Montessori-Pädagogik übernommen, aber oft beschränkt sich das auf Klasse 1 und 2. Denn danach geht es in Richtung Übertritt, um den auch innovative Grundschulen nicht herum kommen. Solange die Grundschulzeit unter dem Diktat der Auslese steht, können Reformen nicht wirklich greifen. Das vom Kultusministerium eingeführte Modell der ‚Flexiblen Grundschule‘ findet deshalb auch nur in den Klassen 1 und 2 statt. Im Schuljahr 2018/2019 waren es knapp 12%, die dieses Flexibilisierung ermöglichten (268 von gesamt 2258 bayrischen Grundschulen).
In den weiterführenden Schulen wird fleißig weiter selektiert. Leistungserhebung und Notengebung bestimmen daher den Schulalltag. Das Notenkorsett bildet einen engen Rahmen, in dem selbstbestimmtes Lernen (falls es überhaupt angestrebt wird) immer nur phasenweise gelebt werden kann. Wenn am Tag X für alle Schüler die gleiche Probe geschrieben werden muss, kann von Individualisierung keine Rede mehr sein. Die Notengebung zwingt LehrerInnen zu unpädagogischem Handeln, weil schwächere Schüler durch schlechte Noten demotiviert werden. Was sie bräuchten, ist das Gegenteil: Ermutigung.
Diese Grenzen einer neuen Lernkultur im alten System zeigen sich auch beim innovativen Gymnasium in Oettingen: Um die für alle gleiche Schulaufgabe kommt man nicht herum, und ein nach Fächern aufgeteilter Stundenplan bleibt bestehen. Wirklich selbstbestimmtes und vernetztes Lernen, bei dem alle SchülerInnen ihrem Tempo, ihren Interessen und ihrem Level entsprechend arbeiten können, ist unter diesen beiden Bedingungen nicht realisierbar. Ebenso sind heterogene, altersgemischte Lerngruppen als wichtige Komponente einer neuen Lernkultur im aktuellen Regelschulsystem schwer umsetzbar.
Jeder kann an der Veränderung unseres Schulsystems mitwirken!
Leistet Aufklärung
Grundlegende Veränderungen sind nur möglich und erfolgreich, wenn sie von den Beteiligten mehrheitlich mitgetragen werden. Und Aufklärung kann noch mehr bewirken. Die meisten Eltern, die Filme wie DAS GEHEIMNIS GUTER SCHULEN zum ersten Mal sehen, sind bewegt und empört zugleich. Empört darüber, dass trotz solch leuchtender Beispiele gelingender Schulen bei uns in Bayern größtenteils immer noch in alter Manier unterrichtet wird: notenfixiert, Lehrer-zentriert, alle im Gleichschritt, frontal, zerstückelt im 45-Minutentakt. Dass unsere Schulen, anstatt Lebensorte zu sein, eher Beziehungsverhinderungsanstalten sind.
Die Schulen der Zukunft gibt es längst, aber im öffentlichen Schulwesen Bayerns sucht man sie vergebens. Deshalb brauchen wir breiten Protest, von Eltern, Lehrern, Schülern und vielen anderen Bürgern. Wir brauchen laute Empörung darüber, was wir unseren Kindern in der Schule antun. Und – nicht minder wichtig – was ihnen vorenthalten bleibt.
Unterstützt Sie die Forderung nach Modellschulen
Obwohl es wünschenswert wäre – wir können nicht über Nacht das gegliederte bayerische Schulwesen mit seinen überkommenen Unterrichtsmethoden abschaffen und flächendeckend Gemeinschaftsschulen einführen, in denen individuell und aktiv gelernt wird. Eine solch grundlegende Veränderung unserer Schulen braucht ihre Zeit. Aber genauso klar ist auch: Der Wandel muss endlich beginnen, ihn einzuleiten ist überfällig! Wir brauchen dringend öffentliche Modellschulen, in denen eine andere Art des Lernens angeboten wird:
- aktives, individuelles Lernen in altersgemischten Klassen
- ohne Selektion, d.h. gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse (mit gymnasialer Oberstufe)
- ohne Noten bis zur 9. Klasse
- in gebundenem, rhythmisiertem Ganztag
- in inklusiven Schulen
Modellschulen könnten praktisch zeigen, wie anderes Lernen geht. In vielen Bundesländern werden solche Gemeinschaftsschulen überrannt. Eine Abstimmung mit den Füßen fürchtet der bayerische Kultusminister, deshalb lässt er keine Modellschulen zu. Gegen dieses Diktat, das unsere Kinder in ein überholtes Schulsystem zwingt, müssen wir uns wehren. Wenn nötig müssen wir die Zulassung von Modellschulen per Volksbegehren durchsetzen.