Sitzenbleiben abschaffen
Offener Brief an Kultusminister Michael Piazolo und Staatssekretärin Anna Stolz.
Schulen sind geschlossen, Abschlussprüfungen werden verschoben, manche Schulen meistern das digitale Lehren ganz vorbildlich, geben gar via Videokonferenzen individuelle Unterstützung, stellen digitale Wochenpläne, die die Kinder schon im regulären Unterricht kennen, zur Verfügung. Manche Schulen senden lediglich Hausaufgabenblätter oder Arbeitsblätter zum Abarbeiten (Wohl dem, der einen Drucker daheim hat), weil sie mit dieser Art von virtuellem Unterricht so gut wie gar nicht gerechnet haben. Dennoch scheint es oft so, der Stoff muss durch. Und jetzt häufen sich bei uns die Fragen, ob Schüler*innen womöglich eine Klasse wiederholen müssen und auf welcher Grundlage. Unsere Forderung lautet schon immer: Sitzenbleiben Abschaffen.
In dieser Krisensituation sollten aus unserer Sicht alle daran interessiert sein, alle Schüler*innen mitzunehmen, den Unterricht zu individualisieren und sich viel mehr Zeit für das einzelne Kind nehmen. Bietet die Krise nicht eine Chance unsere Schulen zu entschleunigen?
Falls auch Du der Meinung bist, dass das Sitzenbleiben abgeschafft gehört, schreibe direkt an das Kultusministerium. Wir haben hier für Dich eine E-Mail vorgefertigt. Wenn Du auf den Link klickst, öffnet sich die E-Mail mit einem vorgefertigten Text, Du kannst diesen noch ergänzen und verändern und dann in Deinem Namen an das Kultusministerium schicken. Wir sind viele, die sich diese Änderung wünschen. Mach mit: E-Mail an das Kultusministerium
Falls der Mailto-Link bei Dir nicht funktioniert, einfach den Text kopieren und an diese Adressen mailen: anna.stolz@fw-landtag.de, anna.stolz@stmuk.bayern.de, michael.piazolo@stmuk.bayern.de, buero@fw-muenchen-landtag.de
Unsere Forderung: Sitzenbleiben abschaffen !
Sehr geehrter Herr Kultusminister Piazolo und sehr geehrte Frau Staatssekretärin Anna Stolz,
wir wenden uns heute an Sie, da wir eine verbesserte Lern- und Lehrkultur an Bayerns Schulen wünschen.
Wir fordern Sie deshalb auf, Sitzenbleiben an Bayerns Schulen so schnell wie möglich abzuschaffen.
Gerade in der bestehenden Krise, in denen Schulen nun schon seit einigen Wochen geschlossen sind und ein regulärer Unterricht noch nicht abzusehen ist und auch im Hinblick auf den Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen ist diese Maßnahme eine sinnvolle.
Sitzenbleiben ist eine Demütigung von Schüler*innen, die ohnehin schon Schwierigkeiten haben. Sie werden aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen.
Und dabei wissen wir schon seit Langem, dass Sitzenbleiben längst nicht mehr nur vom fehlenden Wissen und Können abhängig ist. Vielmehr entscheiden auch Elternhaus, Wohnort und die Schulart darüber. Die meisten Länder kennen Sitzenbleiben gar nicht – den deutschen Steuerzahler kostet es jährlich mehrere Mrd. Euro. In einer Studie der Bertelsmann-Stiftung 2010 weist der Bildungsforscher Klaus Klemm nach, dass Wiederholen weder dem Wiederholenden hilft, seine Schwächen zu überwinden, noch der nun von schwachen Schülern ‚bereinigten‘ Klasse – auch die Leistungen der verbliebenen, guten Schüler steigen nicht.
Im Schuljahr 2016/17 wiederholten allein in Bayern rund 50.000 Schüler*innen die Klasse: 4.500 davon bereits in der Grundschule, fast 13.000 im Gymnasium. Bayern gehört zu den Bundesländern mit der höchsten Sitzenbleiberquote und bisher steigt die Quote.
Wir fordern Sie deshalb auf. Verändern Sie Lern- und Lehrkultur an Bayerns Schulen. Mehr individuelle Förderung, kein Sitzenbleiben mehr.
Mit freundlichen Grüßen
Christine Lindner
2. Vorstand
Eine Schule für Alle in Bayern e.V.