Internationaler Tag der Jugend am 12. August: Eine Schule für Alle in Bayern e.V. fordert #schuleneudenken

    Eine Schule für Alle in Bayern e. V. macht am Internationalen Tag der Jugend darauf aufmerksam, dass die Interessen und Belange von Kindern und Jugendlichen nicht nur heute, sondern immer, im Vordergrund stehen müssen. Dafür braucht es eine grundlegende Schulreform, damit Schüler:innen in einem zukunftsfähigen Schulsystem ohne Selektion, Leistungsdruck und Ohnmachtsgefühlen sich entwickeln und bilden können.

    Selektionswut auf Kosten der Kinder

    Enormer Druck bei Kindern und Eltern

    Beim Übertritt von der 4. Klasse auf eine weiterführende Schule wird kaum auf das Wohlergehen der Kinder Rücksicht genommen – im Gegenteil: Es wird viel zu früh selektiert, was bei vielen Kindern zu enormen Stress, Leistungsdruck und Ohnmachtsgefühlen führt.
    Laut einer Studie der Universität Würzburg ist bei 16 Prozent der Viertklässler*innen die Stressbelastung so hoch ist, dass im Grunde eine Gefährdung des Kindeswohls nicht mehr weit entfernt ist.

    „Es ist nicht zu begreifen, dass die bayerische Regierung unbeirrt auf der viel zu frühen Aufteilung der Kinder nach angeblichen ‚Begabungen‘ besteht und dafür die mögliche Gefährdung des Kindeswohls in Kauf nimmt.“
    Christine Lindner, 1. Vorstand Eine Schule für Alle in Bayern e. V.

    Viergliedriges Schulsystem zementiert soziale Unterschiede

    Das differenzierende und selektierende Schulsystem im deutschen Sprachraum und vor allem in Bayern bietet im internationalen Vergleich deutlich reduzierte Bildungschancen für Schülerinnen und Schüler aus armen, bildungsfernen oder anderweitig benachteiligenden Verhältnissen. Dadurch, dass 10-jährige anhand ihres Notendurchschnitts einer bestimmten Schulart zugewiesen werden, hängt der schulische Erfolg vom Bildungsstand und den Unterstützungsmöglichkeiten der Eltern ab. Von Chancengerechtigkeit kann hier nicht die Rede sein! Die OECD mahnt dies kontinuierlich an.

    „Welches Kind ist mit 10 Jahren in der Lage sich selbst auf 18 Proben in der 4. Klasse vorzubereiten? An meiner Grundschule hat man gesehen, dass Kinder mit Eltern, die sie beim Lernen und bei den Hausaufgaben unterstützen konnten, viel bessere Chancen hatten, auf das Gymnasium zu kommen.“
    Amelie, Schülerin, bildungsengagiert

    Bayern braucht eine Schule für ALLE

    Für uns ist klar, dass es ein längeres gemeinsames Lernen geben muss: Wir fordern deshalb von der Regierung in Bayern, Gemeinschaftsschulen als weitere Schulart im öffentlichen Schulsystem zuzulassen. Dadurch können bessere Voraussetzungen für Inklusion und Bildungsgerechtigkeit geschaffen und die damit verbundene viel zu frühe Aufteilung der Kinder kann vermieden werden. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, haben wir im vergangen Jahr das Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern mit auf den Weg gebracht.

    Demokratie leben statt Demokratie lernen

    Gemäß der UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder das Recht, bei Entscheidungen, die ihre Lebenswelt betreffen, gehört und beteiligt zu werden. Dies wird allerdings in der Schule kaum umgesetzt. Das bayerische Schulsystem ist veraltet und muss dringend reformiert werden. Dabei müssen Kinder und Jugendliche aktiv in alle wichtigen bildungspolitischen Entscheidungen miteinbezogen werden!

    „Demokratie kann man nicht vom Arbeitsblatt lernen. Solange Kinder und Jugendliche in einer Schule mit einem autoritär-hierarchisch geprägten Leistungssystem und starren Hierarchien aufwachsen, werden sie dort Demokratie nur sehr eingeschränkt oder gar nicht erfahren.“
    Christine Lindner, 1. Vorstand Eine Schule für Alle in Bayern e. V.

    Abfragen abschaffen

    Prüfungsangst, Leistungsdruck und Schulstress sind das Ergebnis eines Bildungssystems, das keinen Wert auf das psychische Wohlbefinden seiner Schüler:innen legt. Wenn Schule basisdemokratisch organisiert wäre, würden Jugendliche niemals mehrheitlich für Rechenschaftsablagen (unangekündigte und mündliche Abfragen vor der ganzen Klasse) und unangekündigte Tests stimmen. Abfragen demonstrieren die Macht der Lehrkraft, einzelne Schüler*innen vor der ganzen Klasse vorzuführen.

    „Als Schülerin ist man einem enormen Druck ausgesetzt: man wird permanent geprüft, bewertet und verglichen. Noch schlimmer ist aber zu wissen, dass Schule so viel mehr sein kann, wenn der politische Wille vorhanden wäre. Wenn Schülerin zu sein ein Job wäre, hätten ihn die meisten schon längst gekündigt!“
    Amelie, Schülerin, bildungsengagiert

    #Schule neu denken

    Schule braucht mehr Freiräume und eine neue Lern- und Prüfungskultur! Hierarchien müssen durchbrochen werden, um Lernen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Eine Schule für Alle in Bayern e. V. fordert eine basisdemokratische und inklusive Schule, in der alle Schüler*innen selbstbestimmt lernen können. Kinder, die heute eingeschult werden, gehen im Jahr 2090 in Rente. Wir sollten uns fragen: Welche Bildung werden sie für ihr Leben brauchen? Was müssen sie wissen, und was müssen sie können? Welche Herausforderungen werden sie in ihrem Zusammenleben meistern müssen und welche in ihrem Berufsleben? Kinder lernen heute nahezu das Gleiche in der Schule wie die Generation ihrer Eltern und Großeltern.

    Dabei steht unsere Welt vor einer Reihe von Herausforderungen, wie z.B. der Digitalisierung, die erstmal unglaublich viele Arbeitsplätze schlucken wird, dem Klimawandel und einer immer bunter werdenden Gesellschaft. Es wird in 20, 30 Jahren Berufe geben, die wir heute noch gar nicht kennen. Deshalb müssen wir die Erwachsenen von Morgen dazu befähigen, sich der Themen anzunehmen.

    Unserer Meinung nach kommt es in Zukunft auf tolerante, kreative, emphatische, soziale und aus sich heraus motivierte Menschen an, die unser Schulsystem derzeit nicht ausbildet. Wie auch? Es stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde samt Ausbildung der Lehrkräfte seit dem nicht wesentlich verändert.

    „Wir müssen Schule neu denken, damit Kinder und Jugendliche ihr volles Potenzial entfalten können. Wir müssen die Neugier, Kreativität und Lernbereitschaft der Kinder nutzen, um sie bestmöglich auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorzubereiten. Im Augenblick produzieren wir viel zu viele Schulverlierer. 50.000 Jugenliche verlassen jedes Jahr ohne Abschluss unsere Schulen, in der vierten Klasse fallen die Kompetenzen was lesen und rechnen angeht kontinuierlich ab. “
    Christine Lindner, 1. Vorstand Eine Schule für Alle in Bayern e. V.

    Schulsystem reformieren statt Schüler*innen ignorieren

    Wir dürfen nicht nur heute, am Internationalen Tag der Jugend, den Fokus auf Kinder und Jugendliche legen, sondern müssen das Schulsystem grundlegend reformieren, um den Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht zu werden.
    Deshalb gehen wir für eine bessere Bildung am 23. September auf die Straße und sagen „BILDUNGSWENDE JETZT!

    Weitere Informationen zur Demo am Königsplatz

       

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