Pressemitteilung:
Der Pakt für BNE im Wortlaut
Am 20.07. veröffentlichten 47 führende Organisationen im Rahmen einer Pressekonferenz in München den Pakt für BNE in Bayern. Das gemeinsam erarbeitete Papier finden Sie hier im Wortlaut.
„Transformatives Lernen für Mensch und Erde ist überlebensnotwendig für uns und für künftige Generationen. Die Zeit zu lernen und für unseren Planeten zu handeln ist jetzt.“ – Berliner Erklärung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung
Die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedete Agenda 2030 und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind die weltpolitische Grundlage für eine gesamtgesellschaftliche Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung des Planeten Erde. Der Nationale Aktionsplan zur Umsetzung des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung 2017 konkretisiert diese Ziele für den deutschen Bildungssektor, untermauert von der Neuauflage der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2021. Die Berliner Erklärung der UNESCO-Weltkonferenz 2021 unterstreicht die Dringlichkeit der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) nochmals. Die Ziele für den Zeitraum 2020-2030 werden im UNESCO-Programm Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen (BNE 2030) formuliert.
Das in diesen Dokumenten ausgearbeitete Verständnis von BNE stellt die Grundlage unserer Arbeit und unserer politischen Forderungen dar. Wir verstehen BNE demnach als Bildungsprinzip für alle Bereiche von der frühkindlichen bis zur Erwachsenenbildung im Sinne des lebenslangen Lernens. Dies erfordert einen grundlegenden Haltungswechsel und eine strukturelle Verankerung von BNE im gesamten Bildungswesen (formal, non-formal und informell).
BNE muss zu einer Grundlage aller Bildungsprozesse werden
Die Handlungsfelder der UNESCO benennen die Ziele von BNE sehr klar. Hinter diesen Zielen stehen wir und fordern nachdrücklich:
BNE als Leitprinzip. BNE muss in allen Bildungseinrichtungen, allen Schulformen und allen Teilen der Gesellschaft integraler Bestandteil der Praxis werden – alle müssen mitgenommen werden.
Wissen und Handeln. Ein zentrales Ziel von BNE ist es, die Kluft zwischen Wissen und Handeln durch die Förderung von Gestaltungskompetenzen zu überwinden. Die Methodik im Bereich BNE muss daher wesentlich auf Selbstwirksamkeitserfahrungen aufbauen und von Partizipation und Mitverantwortung aller Beteiligten geprägt sein (UNESCO-Handlungsziel 4: „Stärkung und Mobilisierung der Jugend“).
Ganzheitlich transformieren. Es braucht nicht weniger als einen Paradigmenwechsel im Bildungssektor im Sinne des Whole Institution Approach (UNESCO-Handlungsziel 2: „Ganzheitliche Transformation von Lern- und Lehrumgebungen“). Dazu braucht es unter anderem flächendeckend und auch trägerübergreifend mehr systemisch wirkende BNE-Angebote und -Maßnahmen.
Freiräume schaffen. Für die priorisierte Umsetzung von BNE als Bildungskonzept müssen Freiräume geschaffen werden. Beispielsweise für den Schulbereich bedeutet dies eine stärkere Öffnung der Lehrpläne und Stundentafeln und mehr Zeit und Raum für partizipatives, kooperatives und transformatives Lernen.
Professionalität verankern. BNE muss in all ihren Facetten wesentlicher Bestandteil der verpflichtenden Aus- und Fortbildung von pädagogischen Fachkräften werden (UNESCO-Handlungsziel 3: „Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Multiplikatoren“). Es braucht flächendeckend Qualifizierungsangebote für BNE-Multiplikator*innen in allen Bildungsbereichen.
Netzwerke schaffen. Bildungsinstitutionen müssen sich in Zukunft verstärkt nach außen öffnen, mit lokalen Akteuren vernetzen und die nachhaltige Transformation dadurch unmittelbar miterleben und mitgestalten. Wir fordern lokale, regionale und überregionale BNE-Bildungslandschaften unterstützt von Expert*innen als Prozessbegleiter*innen und Ansprechpartner*innen und -Teams, die mit Partnern vor Ort gut vernetzt sind. Ein Ziel dieser Netzwerke muss dabei auch die möglichst intensive Beteiligung aller Mitglieder unserer diversen Gesellschaft sein (UNESCO-Handlungsziel 5: „Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene“).
Qualität gewährleisten: Der Stand der Umsetzung sowie Angebote und Maßnahmen zur BNE sollten kontinuierlich wissenschaftlich begleitet und prozessbegleitend evaluiert werden, um Transparenz über das Angebot zu schaffen und ein hohes Maß an Qualität gewährleisten zu können.
Welche politischen Maßnahmen müssen jetzt ergriffen werden?
Obwohl BNE auf höchster Ebene erklärtes Handlungsziel aller Staaten ist, passiert politisch noch viel zu wenig, damit dieses wegweisende Ziel auch umgesetzt werden kann. Die Klima- und Artenvielfaltskrise, der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen, Armut und Krieg sind Generationenherausforderungen und erfordern das unverzügliche und entschlossene Handeln aller. BNE ist eine überparteiliche Kernaufgabe und erfordert eine zielstrebige und effiziente Zusammenarbeit über Partei-, Landes- und Ministeriumsgrenzen hinweg. Die Politik ist, wie die Zivilgesellschaft, aufgefordert, zu handeln. Die bayerische Landespolitik muss dazu entsprechende Rahmenbedingungen schaffen (UNESCO-Handlungsziel 1: „Politische Unterstützung“). Wir fordern:
Bayerische Landesstrategie für BNE. Bayern braucht eine wegweisende, konkrete und verbindliche Landesstrategie für BNE nach dem Beispiel Schleswig-Holsteins (>> hier).
Bayerischer Masterplan für BNE. Zur Umsetzung braucht es anknüpfend an den Aktionsplan zur UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in Bayern einen gemeinsam mit der Zivilgesellschaft partizipativ erarbeiteten Masterplan für BNE nach dem Beispiel Hamburgs (>> hier) und einen entsprechenden BNE-Erlass nach dem Beispiel Niedersachsens (>> hier).
Ressourcen. Es darf nicht sein, dass für eine so zentrale und zukunftsweisende Aufgabe so wenige finanzielle Ressourcen und so wenige Personen hauptamtlich zur Verfügung stehen. Es braucht deshalb erheblich mehr staatliche Mittel für die Umsetzung von BNE auf allen Ebenen sowie langfristige Finanzierungssicherheit für die beteiligten Akteure.
Unterstützungsstrukturen. Es braucht effiziente Strukturen für Information und Vernetzung, Wissens- und Methodentransfer aller Beteiligten (analog und digital), die von den verantwortlichen Ministerien koordiniert und gepflegt werden und einem Monitoring unterliegen.
Wir laden alle gesellschaftlichen Akteure ein, sich gemeinsam mit uns für BNE stark zu machen und diesen Pakt zu unterzeichnen.
München, den 20.07.2022
Unterzeichnet von:
Akademie N – Neumarkter Akademie für Nachhaltigkeit gGmbH
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL)
Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bayern e.V. (ANU)
Bayerische Fischerjugend
Bayerische Schulgeographen
Bayerischer Elternverband e.V. (BEV)
Bayerischer Jugendring (BJR)
Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege e.V.
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV e.V.)
Bayerischer Städtetag
Bayerischer Volkshochschulverband e.V. (BVV)
Bildungswerk für Schülervertretung und Schülerbeteiligung e.V. (SV-Bildungswerk)
BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN)
Bundesverband Aktion Humane Schule e.V.
Bündnis ZukunftsBildung
Die Umwelt-Akademie e.V.
Eine Schule für Alle in Bayern e.V.
Eine Welt Netzwerk Bayern e.V.
Energieagentur Ebersberg-München gGmbH
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern (GEW)
Greenpeace e.V.
Grundschulverband e.V. Landesgruppe Bayern
Grüne Jugend Bayern
Hochschule für angewandte Wissenschaften München
Johanniter-Jugend
jusos Bayern
Kreisjugendring München-Land (KJR M-L)
Landes-ASten-Konferenz Bayern (LAK)
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV)
Lernwirkstatt Inklusion e.V.
Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN)
Netzwerk Hochschule und Nachhaltigkeit Bayern
Netzwerk Klimaherbst e.V.
Nord Süd Forum Aschaffenburg e.V.
Nord Süd Forum München e.V.
oekom e. V. – Verein für ökologische Kommunikation e. V.
Ökologische Akademie e.V.
Ökoprojekt MobilSpiel e.V.
Professur für Geographiedidaktik und BNE der KU Eichstätt
Schule im Aufbruch
Schweisfurth Stiftung
Shaere – Bildungs-und Kulturstätte in München Neuperlach
Stiftung Bildung
Teachers for Future Germany e.V.
WWF Deutschland
youpaN
Zentrum für Lehrerbildung und Fachdidaktik der Universität Passau