Aus unsren Kindern muss nichts werden – sie sind schon wer.
Wir leben im Moment in herausfordernden Zeiten, die Nerven liegen blank. Die einen haben Sorge, dass sie die Betreuung nicht geregelt bekommen. Andere wiederum können zwar zuhause Arbeiten, verzweifeln aber an der zusätzlichen Belastung des Homeschooling und oft noch gleichzeitig an der Betreuung eines Kleinkindes.
Aber die Arbeitsblätter müssen bei den meisten auf Teufel komm raus bearbeitet werden. Die Schule und das Lernen müssen weiter gehen. Das Kind bleibt sonst auf der Strecke, es ist schon zu viel Zeit verloren und viel Stoff nachzuholen. Aus ihm soll doch etwas werden. Koste es was es wolle. Die Familienbeziehungen leiden darunter, Kinder und Eltern verzweifeln, alle sind gestresst.
Was würde passieren, würde man sich zurücklehnen und entspannen? Würde man die drölfzig Arbeitsblätter einfach links liegen lassen und schauen, dass es der Familie in erster Linie gut geht? So die Aufforderung einer Grundschullehrerin, zugegeben, an einer privaten, reformpädagogischen Schule in München. Die Kinder sollen machen was und so viel sie wollen, die Eltern sollen schauen, dass es allen gut geht und die Beziehungen stimmen!
Aber die Kinder müssen doch was lernen. Sie müssen einen Tagesablauf und Struktur haben. Schlimm genug, dass der Präsenzunterricht fehlt. Ohne dem geht es nicht und das ist Fakt. Wirklich?
Wir sagen:
Lasst die Kinder in Ruhe und macht diesen Wahnsinn nicht mit! Wenn sie ein Jahr verlieren – so what? Unsere Kinder werden vermutlich ziemlich alt werden, wenn die Biotechnologie im gegenwärtigen Tempo voranschreitet. Kommt es da auf ein oder zwei Jahre ohne Beschulung an? Ist davon auszugehen, dass die gegenwärtigen Abschlüsse in soundsoviel Jahren noch einen Wert besitzen, wenn erstmal die künstliche Intelligenz den Markt geflutet hat?
Zudem haben es viele Kinder wegen der allgemeinen Panik schon nicht leicht und machen sich ihre Gedanken zur gegenwärtigen Situation. Trotzdem sollen sie unter widrigen Umständen liefern. Warum?
Wie geht Lernen wirklich? Ist es Blätter ausfüllen, auswendig lernen, Proben schreiben und dann den Inhalt schnell vergessen? Was passiert, wenn das Kind ein Jahr verliert?
Wir sagen:
Nichts. Jedes gesunde Kind lernt ständig, am effektivsten, wenn der Inhalt einen Sinn für die Lernenden ergibt. Dazu braucht es keine Schule. Schule ist ein von den Menschen erdachtes Konstrukt, das vor langer Zeit einen Sinn hatte und woran die Menschen noch vehement festhalten und glauben. Man stelle sich vor, es gäbe keine Schule und wir dürften uns überlegen, wie unsere Kinder lernen sollen. Würden Schulen, wie wir sie heute kennen, dabei herauskommen?
Man könnte doch einfach entspannt sagen: „Kinder, macht Projekte oder Referate, über Dinge, die Euch interessieren. Kocht, backt, näht, bastelt, schreibt eurer Oma einen Brief, etc. etc.“ Dabei lernen die Kinder sicher unheimlich viel.
Wieviel versäumen die Kinder wirklich, wenn wir die bulimisch gelernten Inhalte sowie die Zeit für Disziplinarmaßnahmen in der Schule abziehen?
Wir sagen:
Dieses veraltete Schulsystem bereitet unsere Kinder nicht auf das Leben in den nächsten Jahrzehnten vor. Der Klimawandel wird uns ganz heftig treffen. Den blenden wir, nicht nur im Moment, völlig aus. Die Wirtschaft kann nicht unendlich wachsen und Roboter werden viele Arbeitsplätze ersetzen. Es gibt einige Herausforderungen in naher Zukunft, auf die wir unsere Kinder nicht vorbereiten.
Die schwierige gegenwärtige Situation ist eine Chance umzudenken. Habt Spaß, so oft es geht, philosophiert, betreibt Umweltschutz, wie es euch möglich ist, und zeigt es den Kids. Engagiert euch ehrenamtlich, helft anderen. Noch haben wir die sozialen Skills den Robotern voraus.
Wir sind in jedem Moment die Vorbilder für unsere Kinder, auch, wie wir mit der Situation im Moment umgehen, und wir dürfen gegenwärtig viel Zeit mit ihnen verbringen.
Entspannt euch und haltet eure Kids flexibel und optimistisch. Die Schule geht früh genug wieder los.
Wir setzen uns zwischenzeitlich dafür ein, dass Schule neu gedacht wird. Dass sie kindergerecht und zukunftsfähig wird und Nachhaltigkeit darin eine große Rolle spielt.
Ein Blogbeitrag von Dani Bartenschlager
im Vorstand von Eine Schule für Alle in Bayern e.V.
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