Bayerisches Inklusionstheater – schlecht aber echt!

    Feucht / München, den 23. April 2024

    Bayerisches Inklusionstheater – schlecht aber echt!

    Wenige Monate ist ’s her, dass sich Deutschland bei der Staatenprüfung der Vereinten Nationen zum Umsetzungsstand der Inklusion eine Rüge eingefangen hat. Der gutgläubige Bürger mag nun erwarten, dass ein dergestalt blamierter Vertragsstaat in sich gehen und Abhilfe schaffen werde, zumal es sich schon um die zweite Rüge dieser Art handelt. Doch weit gefehlt! Wie der Zauberer das Kaninchen aus dem Hut, so präsentiert das bayerische Kultusministerium stattdessen ein hübsches Video, rühmt darin die Vorzüge des gegliederten Schulwesens, insbesondere seiner Förderschulen und verweist auf einfache Möglichkeiten, am inklusiven Unterricht teilzunehmen. Alles ganz easy.

    Wie „einfach“ alles wirklich ist, davon können Eltern, die ihr Kind inklusiv beschulen lassen wollen, nicht nur ein Lied, nein, ganze Opern singen. Mit Plots, die wie in der echten Oper der Vernunft nicht zugänglich sind, wobei im Gegensatz zur jener hier auch noch der Kunstgenuss auf der Strecke bleibt. Schlechtes Theater also. Schauen wir uns nur einmal den ersten und zweiten Akt an.

    1. Akt

    Familie Wunderdich will ihren entwicklungsverzögerten Sohn an der nächstgelegenen Regelschule mit dem Schulprofil Inklusion anmelden. Die Schule hat leider keinen Platz frei. Etwas weiter entfernt gibt es eine weitere Profilschule. Diese aber lehnt den Gastschulantrag der Eltern ab. Schließlich finden sie 50 km und fünf Szenen weiter eine aufnahmewillige Schule mit dem Profil Inklusion. In der Schlusszene grübeln Frau und Herr Wunderdich, wie ihr Kind täglich dorthin kommen und wer das bezahlen soll.

    Vorhang, Ende des ersten Akts.

    2. Akt

    Vater und Mutter Wunderdich fragen den Staat.

    Sie bewegen sich von Schreibtisch zu Schreibtisch und stellen immer dieselbe Frage: „Wer soll das bezahlen?“ Die befragten Vertreter von Kommune, Schulamt, Landkreis, Bezirksregierung, Finanzamt und Jugendamt, geben nacheinander zur Antwort: „Dafür sind wir leider nicht zuständig.“

    Diese Szene wiederholt sich in mehreren Schleifen, bis die Eltern aufgeben.

    Szenenwechsel. Vater und Mutter Wunderdich machen Kassensturz und stellen fest: ihnen fehlt das Geld für den Weg zur Inklusionsschule.

    Szenenwechsel: im Rahmen einer Anmeldung an der Förderschule, wo sämtliche Mittel, auch die für den Transport, vollkommen problemlos bewilligt werden, opfern Eltern und Sohn dessen Recht auf Inklusion auf einem Altar, der den Schriftzug „Mia san mia –  Inklusion auf Bayerisch“ trägt, während die Kultusministerin aus dem Off eine Hymne auf die wunderbaren Förderschulen singt.

    Vorhang, Ende des zweiten Akts. Der Rest sei dem Leser erspart.

    „So sieht die tägliche Wahrheit der Inklusion in Bayern aus. Von der heilen Welt, die das Video suggerieren soll, kann überhaupt keine Rede sein!“, kritisiert Dr. Gerald Klenk, Sprecher des Bündnisses Gemeinschaftsschule Bayern. „15 Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention werden deren Forderungen und die ungelösten Probleme nach wie vor vom Tisch gewischt. Und selbst das, was in Bayern als „Inklusion“ bezeichnet wird, geht nur mit juristisch bewanderten, durchsetzungsstarken und betuchten Eltern.“

    Auch Christine Lindner, ebenfalls Sprecherin des Bündnisses, moniert, die Staatsregierung solle, anstatt ein irreführendes Video zu produzieren, endlich die dringenden Mahnungen der beiden Staatenprüfungen ernstnehmen und aus den übereinstimmenden Ergebnissen der Bildungsforschung Konsequenzen ziehen. „Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die inklusive Schule allen Kindern Vorteile bringt, nicht nur behinderten. Es gibt keine rationale Begründung dafür, dass sich der Freistaat immer noch gegen die Einführung der inklusiven Gemeinschaftsschule wehrt.“

    Erst kürzlich hatte das Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern im Kultusministerium seine Forderung erneuert, diese Schulart den anderen Schularten der bayerischen Schullandschaft hinzuzufügen. Damit baut das Bündnis der Staatsregierung eine Brücke, wie sie gesichtswahrend der anwachsenden Gruppe benachteiligter SchülerInnen bessere Chancen ermöglichen kann, ohne das gegliederte System über den Haufen zu werfen. Ein schönfärberisches Imagefilmchen kann die beschämende Wirklichkeit der Inklusion in Bayern nicht verändern.

    Pressemitteilung auf der Bündnis-Seite nachlesen

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    info@buendnis-gemeinschaftsschule-bayern.de

    Weitere Informationen zum Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern findet man auf unserer Website: https://buendnis-gemeinschaftsschule-bayern.de/

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